Donnerstag, 30. November 2006

Liebender Gott - ein Fehlkonzept?

Im ersten Artikel gehe ichs gleich hurtig an und hau mich voll in die Materie. Irgendwie habe ich mich so gefragt, ob das Konzept des "liebenden Gottes", der in der etwas moderner ausgerichteten Kirche (die auch schon vor hundert Jahren an den Kopernikus und all die anderen Physiker geglaubt haben ;-)) nicht auch gewissermassen etwas forderndes hat, also ob dieses Konzept bedeutet, dass ich immer lieb und nett sein muss (für die wahre Liebe darfs und wirds leider nicht reichen - mensch ist ja nicht Gott ;-))

Gott - eine Kraft, die immer perfekt ist und immer da ist. Die geht mir vielleicht auch mal auf die Nerven. Ist Gott eigentlich auch mal böse auf mich, will er Sex haben oder ist das was rein Menschliches?
All die Konzepte von Gerechtigkeit, Fairness sind mit Sex und Aggression nicht mehr haltbar.
Ich will mit der einen Person Sex haben, mit der anderen nicht – das kann nicht fair sein.
Oder Gott will mit allen Sex haben, aber vielleicht will ich grad nicht.
Was ist wenn ich will, daß Gott auf mich böse ist? Wenn er nicht aggressiv ist, kann ich das nie erreichen. Kann mich Gott überhaupt lieben, wenn er nicht auf mich böse sein kann?
Und – wenn er doch auf mich böse ist – verflucht er mich dann oder schickt mich in die Hölle oder sendet Blitze? ;-)
Also wenn es zu einer Form von Beziehung kommen soll, muss es auch Interaktivität geben. Ich mache etwas – er reagiert. Und er macht etwas und ich reagiere. Aber da er vom Prinzip wegen über mir steht und ich ihn niemals erreichen kann oder sogar übertrumpfen kann, wird die Beziehung immer unbalanciert bleiben.
Oder was ist wenn ich doch mal gleich gut oder sogar besser bin als Gott? Was wäre das dann für ein Gott? Eher so ein römischer/griechischer Gott, dessen Position die heutigen Klatschmeldungen der Adeligen übernehmen.
Ist eine Beziehung zu einem Geschöpf interessant, das immer schlauer ist als ich, den man nie an der Nase herumführen kann? Den man nie bescheißen kann oder auch nicht betrügen oder austricksen kann. Vor dem kann ich mich auch nicht verstecken, kann niemals einen Abstand haben. Das heißt er ist durch seine Präsenz eigentlich immer zu nahe und ich muß eigentlich ständig auf ihn aggressiv sein oder ihn einfach resigniert ignorieren.
Er weiß immer was für mich gut und richtig ist und ist immer da, wenn ich ihn brauche. Aber es gibt keine Möglichkeit für ihn da zu sein. Völlig ungerecht und gemein!
Aja und wie siehts mit Sex aus? Ist Gott sexy?
Kann ich mit Gott Sex haben? Oder ist er immer dabei, wenn ich Sex habe (vor die Tür schicken geht ja nicht, wie wir vorher gesehen haben). Also schaut er immer zu, sogar wenn ich mich selbst befriedige oder ist immer als dritter dabei, wenn ich mit jemand anderen schlafe. Was für ein seltsames Gefühl.
Vielleicht gibt er dann noch gut gemeinte Tips auch noch. Die kann ich in der Situation schon überhaupt nicht brauchen ;-)
Ich meine, manchmal ist die Idee von Gruppensex ja spannend, aber irgendwie gibt es ja nicht die Gelegenheit, mit Gott selbst Sex zu haben also ist das irgendwie gemein. Die einzige Möglichkeit ist wiederum, ihn einfach zu ignorieren und ihn dann wieder hervorzuholen, wenn ich ihn brauche.
Puh, das ist aber auch nicht die Art von Beziehung, die ich mir vorstelle.
Umso mehr ich darüber nachdenke, um so mehr führt sich das Prinzip eines personalen Gottes für mich eigentlich ad absurdum.
Also wenn es einen Gott gibt, dann kann das wohl nur so eine Kraft sein, an die man anzapfen kann, wenn man möchte. Und ich glaub, dass diese Kraft Entwicklungen von mir unterstützen möchte, aber vielleicht ergeben sich dann die selben Probleme wie oben beschrieben.
Irgendwie finde ich es natürlich immer noch sehr schade, den personalen Gott über den Haufen zu werfen. Weil der positive Aspekt, nämlich das ich weiß, daß jemand immer für mich da ist, wenn ich ihn oder sie brauche, hat schon etwas Nettes.
Aber vielleicht hat es auch etwas Gesundes, dieses Gefühl des völligen Alleinseins zu spüren und des Wissens, daß ich mir selbst das Gefühl geben kann, für mich da zu sein und für mich zu sorgen. Oder ich frage meine Freunde danach. Die kann ich dann nämlich guten Gewissens nach Hause schicken, wenn ich nicht will, daß mir jemand beim Sex über die Schulter guckt ;-)

Also vorerst mal Ade für den personalen Gott, mal sehen was sich dann daraus ergibt.

Den nächsten Artikel hab ich auch schon: Da gehts um Nikolo und Krampus und ich hoffe, dass ich es zeitlich so schaffe, dass es pünktlich zum Ereignis erscheint.
Also dranbleiben - und nicht vergessen - zurückschlagen ;-)

Spirituelle Grüsse
Werner
P.S. Oder sollte ich Lebendige Grüsse schreiben
oder lebende Grüsse
oder Grüsse des noch lebenden ;-)

4 Kommentare:

Soham hat gesagt…

Warum ich kein Problem mit einem Gott habe, der mir immer und überall über die Schulter schaut, weil Sie/Es/Er das einfach gar nicht nötig hat. Er/Es/Sie sieht mich und meine Taten quasi durch meine Augen. Es/Sie/Er spürt was ich spüre, denkt was ich denke und daher versteht Sie/Er/Es mich. – Wir sind eins. – Gott ist in mir und ich bin in Gott. Ob Gott nun männlich oder weiblich ist, ober Sex hat oder keinen spielt für mich daher keine Rolle. Er/Sie/Es ist die Liebe, ist mein Nächster also auch Partner/Partnerin beim Sex und zugleich ich selbst. Wir, ich interagieren also mit Gott sogar sehr Intensiv, so intensiv, dass wir es gar nicht mehr bewusst wahrnehmen. (Wie das Tragen einer Brille etc.)

Trotzdem gibt es die Momente wo man sich von Gott alleingelassen fühlt, auch Jesus ging es so. Vermutlich nur weil wir Sie/Ihn/Es nicht sehen können/wollen oder erst gar nicht an uns heran lassen. Wir können uns also sehr wohl von Gott abwenden uns vor Ihr/Ihm/Es quasi "verstecken". ("Hiding from reality" – Ein Song übrigens.) Es liegt an uns wie wir die Beziehung zu unserem persönlichen Gott gestallten. (Jeder Mensch hat übrigens sein ganz individuelles, persönliches Bild von Gott.)

Meiner Meinung nach ist Gott "die Liebe" (in jeder nur vorstellbaren Form und darüber hinaus). Gott ist in jedem noch so kleinsten Teilchen unseres Universums präsent und natürlich auch in uns. WIr sind göttlicher Natur, Gott erkennt sich in allem natürlich auch in jedem Menschen ob gut oder böse, viele Menschen jedoch erkennen Gott in sich nicht und verleugnen ihre göttliche Natur.

Was ist überhaupt böse und was gut? Ein sicherlich nicht allzu leicht zu beantwortende Frage. Agression z.B. muss nicht bösen sein, im Gegenteil, sogar in der Bibel wird Zorn und Agression Gottes oft als etwas Reinigendes und Gutes dargestellt. Ausserdem finde ich sollte man noch zwischen schlecht und böse unterscheiden. Schlecht, also schädlich ist alles was man übertreibt, alles unausgewogene, exzessive. Das wirklich "Böse" will sich Gott entgegenstellen, Sie/Ihn/Es sabotieren, übertrumpfen, verletzen und ignorieren. Letztlich wendet sich das Böse aber immer gegen den der Böses tut und damit gegen sich selbst. WIe sollte es auch anders sein, wenn selbst das Böse ein Teil Gottes ist und es Gott bekämpft, bekämpft er sich selbst. (?)
Das Böse ist in einer dualen Welt wichtiger Teil eines allumfassenden, unendlichen, liebenden Gottes. Wie Yin und Yang (Der Übergang ist fließend.) vereinen sich das Gute und das Böse letztlich zu dem/der Eine(n) unfassbaren.

Als Mensch kann ich Gott nicht verstehen, denn Gott selbst, so wage ich kühn zu behaupten, ist sich ein immer aufs Neue überraschendes Rätsel der Liebe.

Kurz noch zu dem was ich mit Liebe meine, sofern man das kurz nur annähernd schreiben kann: Liebe ist ein sich Schenken und ein geschenkt werden. Liebe ist stetige Evolution und kennt keine Grenzen. ("Werdet wie die Kinder.", bedeutet auch entwickelt euch weiter, bleibt nicht stehen wie die Erwachsenen!) Sie erfindet sich stetig neu und bleibt doch die Selbe. Gott ist persönlich, personell, wirklich, ewig, unendlich groß und zugleich nicht von dieser Welt, unendlich klein in Raum und Zeit, Er/Sie/Es ist paradox. Paradox ist wohl für Menschen der einzige Begriff um Gott in einem Wort zu beschreiben.

So und damit will ich es für heute gut sein lassen und wünsche fröhliches Nachdenken (Auch so ein Paradoxon). ;-)

wernitscherni hat gesagt…

Liebe/r/s soham!

Ich möchte mich für dein ausführliches und aufrichtiges Kommentar bedanken. Danke! Im Schreiben der folgenden Antwort ist auch mir klarer geworden, worum es mir geht.
Und auch wenn ich viele deiner Aussagen kritisiere oder nicht verstehen kann: Ich bitte dich auch weiterzudenken und mich an deinem Weiterdenkprozeß teilhaben zu lassen.

Nun meine Gedanken:
Auch ich kenne das Konzept der Einigkeit mit der Person Gott. Nur tue ich mir immer schwerer das auch so zu fühlen. Und dann stelle ich für mich dieses Konzept in Frage - ob es noch so stimmt oder ob es zu einer Worthülse geworden ist, die ich durch etwas treffenderes ersetzen möchte.
Viel mehr kenne ich das zeitweise Gefühl, es voll raus zu haben. Das fühlt sich für mich aber eher so an, als würde ich an die Energie einer höheren Macht andocken und darauf dahinfloaten.
Und manchmal macht alles überhaupt keinen Sinn und ich kann das überhaupt nicht spüren.
Wobei ich mich frage, ob es überhaupt damit zu tun hat, WAS ich tue aber vielmehr WIE ich es tue.
So gesehen kann ich Gott (oder seine Energie) in allem spüren, im Sex wie im Ausleben von Aggressionen aber auch im stinknormalen Alltagsleben.

Oft habe ich den Satz gehört:
"Gott ist die Liebe". Es ist ein schönes Konzept und es klingt gut.
Aber - was bedeutet es? Ich kann es nicht mehr verstehen. Ich kann es nicht mehr fühlen.
Ich kann kaum verstehen was Gott ist und noch viel weniger was Liebe ist, wie dann die zwei auf einen Nenner bringen?
Wie kann eine Energie lieben?

Und was bedeutet:
Wir sind göttlicher Natur ??? Was bedeutet Gott in sich selbst erkennen???
Bedeutet es, dass wir ebenso mächtig und kraftvoll sein können wie er/sie/es?
Oder bedeutet es, dass wir zwar in der Art so sind wie er/sie/es, dass wir ihn/sie/es aber niemals übertrumpfen können oder sollen.
Wenn er/sie aber mein Vater/Mutter ist, dann bleibe ich entweder ständig an ihn/sie gebunden oder ich beginne meine Wut, meine Trennung, meinen Unterschied von ihm/ihr festzustellen und mich von ihm/ihr zu lösen. Um zu einer reifen Beziehung zu gelangen.
Ist so eine Beziehung zu Gott denkbar?

Mit Gut und Böse ist leider unglaublich viel Schindluder betrieben worden und es dies passiert leider immer noch - hier ist also doppelt Vorsicht geboten.
Das Übertriebene, Unausgewogene als "Böse" zu bezeichnen ist leider zu einfach. Manchmal ist es in meiner Entwicklung nötig, eine Seite von mir stärker zu betonen - vielleicht um ihr mal eine Chance zu geben aus ihrem Loch zu entkommen. Vielleicht sind das derzeit für mich die "triebhaften" Kräfte. Ich bin der Meinung, dass ich mir auch zugestehen möchte, ein wenig aus dem Lot zu kommen, um ein Stück in meiner Entwicklung vorwärts zu kommen.
Ich glaube wohl, dass es eine Stimme /vielleicht auch manchmal mehrere Stimmen in uns gibt, die uns sagen, was gerade für uns gut ist - vielleicht ist auch die Stimme Gottes dabei ;-)
Und umso mehr wir auf alle Stimmen hören, desto besser für uns und unsere Umwelt. Ich glaube, dass dieses Sammelsurium an Stimmen gewissen Regeln entspricht und das ist auch gut so, weil ein Regelwerk kann niemals ein Leben im Griff haben.
Ich möchte noch etwas zu deiner Beschreibung der Liebe sagen. Ich finde auch, dass Liebe sehr viel mit Schenken zu tun hat - gerade zu Weihnachten wird mir das immer mehr bewusst. Aber ich finde Liebe muss auch den Aspekt des Geschenk annehmens haben. Liebe muss volle Hingabe und Annahme sein. Liebe muss immer die Fürsorge und Liebe für die eigene Person mit einschliessen oder kann erst durch die Eigenliebe beginnen.
Gefährlich finde ich in diesem Zusammenhang auch den Begriff "Paradox": Ich denke, dass es in Ordnung ist, wenn ich Dinge an Gott entdecke, die einfach nicht zusammenpassen wollen. Und dies kann auch den Begriff "paradox" bekommen. Nur spüre ich, dass der Begriff "paradox" für Gott verwendet werden kann, um ihnen ein Konzept der Dualität überzustülpen, um ihn/sie etwas geheimnisvoller zu machen?
Also ich komme immer mehr dahin, Gott nur mehr über das Fühlen zu beschreiben. Und wenn sie/er sich dann paradox anfühlt, dann ist das in Ordnung. Aber nur weil ich sie/ihn vorher als klein und dann wieder als gross wahrgenommen habe und mir das einfach nicht erklären kann.
Ich glaube, dass es sogar besser ist, sich einen eindimensionalen Gott vorzustellen, den man als solchen wahrgenommen hat, zu Beispiel mächtig, als sich zu denken, dass Gott - da er ja Gott ist, also alles kann und ist - auch die andere Seite haben muss. Daher muss ich ihn auch als ohnmächtig wahrnehmen oder mir vorstellen können.

Also meine These ist:
Gott ist das was du an ihr/ihm wahrnehmen kannst.
Mag sein, dass sie/er mehr ist, als du fühlen kannst und dass sie/er mehr ist als du fühlen kannst, aber woher willst du das wissen?

Kritisch spirituelle Grüsse
Werner

Soham hat gesagt…

Hier noch ein Lesetipp zum Thema "Wut oder Aggression ausleben, oder unterdrücken?".

wernitscherni hat gesagt…

Danke für den Lesetipp, hab gleich gepostet dort.

Lg und Gut Rutsch
Werner