Montag, 14. September 2009

Was mich wirklich interessiert

Finde diesen Text sehr spannend, habe ihn hier wiedergefunden und möchte ihn nun auf meinem Blog posten. Vielen Dank an Lena und viel Freude mit diesem Text:

Ei
n Mann, namens Oriah Mountain Dreamer - ein alter, weiser Indianer - hat diesen Text (ich bin mir nicht sicher ob so, also wortwörtlich) verfasst:

Es interessiert mich nicht, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst. Ich will wissen, wonach du dich sehnst und ob du es wagst, davon zu träumen, das Sehnen deines Herzens zu erfüllen.

Es interessiert mich nicht, wie alt du bist. Ich will wissen, ob du es riskieren willst, wie ein Verrückter nach Liebe zu suchen, nach deinen Träumen, nach dem Abenteuer, lebendig zu sein.

Es interessiert mich nicht, welche Sterne deinen Mond kreuzen. Ich will wissen, ob du das Zentrum deines eigenen Kummers berührt hast, ob du geöffnet wurdest durch die Treuebrüche oder verwelkt und verschlossen aus Angst vor weiterem Schmerz.

Ich will wissen, ob du in Schmerz sitzen kannst, deinem oder meinem, ohne dich zu bewegen, um ihn zu verbergen, zu schmälern oder zu fixieren.

Ich will wissen, ob du in Freude sein kannst, deiner oder meiner; ob du ausgelassen tanzen und die Ekstase dich füllen lassen kannst bis zu deinen Finger- und Zehenspitzen, ohne dich in Vorsicht zurückzunehmen, realistisch zu sein oder die Schranken des Menschseins zu erinnern.

Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die du erzählst, wahr ist. Ich will wissen, ob du einen anderen enttäuschen kannst, um dir selber treu zu bleiben, ob du die Anklage eines Treuebruchs aushalten kannst, ohne deine eigene Seele zu betrügen.

Ich will wissen, ob du vertrauen und deshalb auch vertrauenswürdig sein kannst.

Ich will wissen, ob du Schönheit sehen kannst, selbst wenn es nicht jeden Tag schön ist, und ob du die Quelle deines Lebens in Gottes Gegenwart finden kannst.

Ich will wissen, ob du mit Versagen leben kannst, deinem oder meinem und immer noch am Ufer des Sees stehen und dem silbernen Vollmond zurufen kannst: „Ja!“

Es interessiert mich nicht zu wissen, wo du lebst oder wie viel Geld du hast. Ich will wissen, ob du, matt und zerschlagen nach einer Nacht in Kummer und Verzweiflung, aufstehen kannst und tun, was für die Kinder nötig ist.

Es interessiert mich nicht, wer du bist, wie du herkamst. Ich will wissen, ob du mit mir im Zentrum des Feuers stehen kannst ohne zurückzuschrecken.

Es interessiert mich nicht, wo und was und mit wem du studiert hast. Ich will wissen, was dich von innen stützt, wenn alles andere wegfällt.

Ich will wissen, ob du mit dir selber allein sein kannst und ob du wahrhaftig die Gesellschaft deiner leeren Augenblicke liebst.

Sonntag, 21. Oktober 2007

Kirchenaustritt

Liebe Freunde!

Ich habe mich nach langem Zögern dazu durchgerungen und am 20.März 2007 um etwa 9:05 den Schritt gesetzt, aus der römisch-katholischen Kirche auszutreten. Das mag für manche von euch ein Schock sein. Ich möchte euch einladen, eure gesamte Gefühlspalette von Hass, Neid, Eifersucht, Aggression, Verzweiflung, Resignation bis hin zu Freude, Begeisterung, Bewunderung, Stolz zuzulassen und den Anteil davon, den ihr mit mir teilen wollt, mit mir zu teilen. Ich bin für Gespräche, Streite, Kritik, Lobeshymnen dazu offen – in diesem Forum oder in der direkten Kommunikation.
Ich für meinen Teil bin stolz darauf, dass ich den Schritt geschafft habe, mich von der römisch-katholischen Tradition zu verabschieden. Ich spüre, dass dadurch Energien wach werden, neues zu schaffen und ich freue mich, was dadurch passieren wird.
Ich habe diesen Text vor einem halben Jahr geschrieben und erst jetzt die Kraft und Energie gefunden ihn auch fertigzustellen und online zu stellen. Also gehe ich davon aus, dass mir der Abschied auch nicht so leicht fällt und ich Teile in mir habe, die den Konflikt scheuen.
Wie auch im folgenden Text hoffentlich sichtbar wird, werde ich mich weiterhin mit Spiritualität auseinandersetzen und vermehrt auch selber spirituelle Treffen organisieren.

Ich würde gerne auch weiterhin gelegentlich zu Messen am Georgenberg gehen – vielleicht dabei ein bisschen mehr spenden – solange das für die Beteiligten in Ordnung ist.
Im Nachfolgenden versuche ich meine Entscheidung mit einigen Punkten zu begründen:

  • Verbindung zu Gott braucht keinen Mittler
Die Institution der Kirche sieht Priester als Leiter der Gemeinde vor. Diese treten oft als Vermittler zwischen Menschen und Gott auf. Zusätzlich haben diese Menschen das Zölibat zu tragen. Dies geschieht jedoch selten aus freiem Entschluß, sondern meiner Meinung nach aus Zwang heraus.
Stellt euch einmal vor, jeder der PilotIn oder StewardEss werden möchte, müßte sich sterilisieren lassen. Ich denke, es würde genug Menschen geben, die das trotzdem machen würden, wenn auch nicht besonders freiwillig.
Und die Probleme, die dadurch auftreten sind vielfältig: Priester, die keinen Biss mehr haben, weil sie ihre Sexualität unterdrücken. Kleriker jeder Hierarchiestufe, die sich an Kindern vergehen. Geheimgehaltene Verhältnisse mit Frauen oder Männern, die ja nicht an die Oberfläche kommen dürfen.
Ich glaube, dass jeder Mensch selbst fähig ist, eine Verbindung zu einer höheren Macht (Gott) aufzunehmen. Ein Priester oder Leiter einer Religionsgemeinschaft kann dabei bestenfalls unterstützen oder – noch besser – kann dabei helfen, dass sich die Mitglieder gegenseitig unterstützen. Und für viele Menschen ist es wahrscheinlich besser, selber zu versuchen, den eigenen Weg zur Spiritualität zu finden.
Es ist mir wichtig zu sagen, dass ich spirituelle Gemeinschaften gut und wichtig finde – und ich denke, dass mir die Kirche am Georgenberg auch vieles positive gegeben hat. Doch nun ist es Zeit für mich, vorwärts zu gehen. Ich möchte Spiritualität in der Gruppe spüren können.

  • viele Rituale sind längst überholt, dürfen aber nicht hinterfragt werden
Selbst in fff-Messen ist es nicht möglich, gewisse Rituale über Bord zu werfen und auf die Essenz von Dingen zu sehen. Ich bin der Meinung, dass man nicht alles wegwerfen muss, aber dazu bereit sein sollte, alles zu überdenken oder überfühlen (man beachte die Wortschöpfung).
Den Mut zu haben, zu schauen, was passt und was nicht.
Ich finde das sehr wichtig, weil sonst die Kirche Gefahr läuft, zu verstauben – was eigentlich schon längst passiert ist.

progressives Eck der Kirche ist mir viel zu wenig progressiv, Kämpfe am progressiven Eck versuchen das zu erhalten, was eh schon state of the art sein sollte
Es ist traurig, mitanzusehen, wie die Kirche – aus meiner Sicht – eindeutig in die falsche Richtung steuert. Das 2. Vatikanum wird in Frage gestellt. Neuerdings gibt es wieder Diskussionen, den Volksaltar abzuschaffen. Man kehrt zur lateinischen Sprache zurück – was wiederum – aus meiner Sicht - die Position der Priester stärken soll.
Ich habe auch diesen Streit zwischen dem Lugner und dem Bischof Laun verfolgt und mich gefreut, dass der Lugner diesen ausgetragen hätte. Ich finde es unsinnig, Abtreibungen prinzipiell zu verteufeln, weil ich denke, dass der Teil in mir, der gerne abtreiben möchte, wohl einen anderen Weg finden würde, nach aussen zu kommen, z.B. in dem ich mein Kind oder meinen Partner schlage oder in dem ich mich über Sexualkliniken aufrege. Ich finde es nämlich bezeichnend, dass in keinem Wort erwähnt worden ist, dass in einer Sexualklinik auch andere Dinge passieren, die Ehen auch retten können (z.B. Sexualtherapie).
Ich denke durch ein krampfhaftes Festhalten an Dogmen verliert die Kirche deutlich an Ansehen und avanciert zur Witzfigur. Und irgendwie erinnert es mich – was die Starrheit betrifft – an Selbstmordattentäter, Extremisten und Fundamentalisten.

  • Instinkte, Egoismus haben in der Kirche keinen Platz
Ich habe das Gefühl, dass in christlichen Gemeinschaften das Gruppeninteresse über die eigenen Interessen gestellt werden. Motivation dafür scheint zu sein, dass die Gruppeninteressen als ehrenswerter dargestellt werden als die eigenen. Gefährlich dabei ist nur – und ich habe das, wenn ich es mir bewusst mache, schon oft beobachtet – dass das wunderbar für subtile Manipulation genutzt werden kann, wenn mensch nur gut genug argumentieren kann.
Also die Argumentation ist nicht: Ich hätte Lust, das und das zu machen, gefällt euch das auch?
Sondern: Ich glaube, dass das gut für die Gemeinschaft ist.
Natürlich erfordert es viel mehr Mut, sich und den anderen anzuvertrauen, warum man was machen möchte. Aber ich denke es ist viel offener und ehrlicher sich darauf einzulassen. Und ich denke, dass es auch viel leichter wird, herauszufinden, was wirklich die beste Lösung für alle Beteiligten ist, wenn jeder sagt, was er/sie möchte und was dabei wichtig ist. Wenn jede/r nur argumentiert, was denn für die Gemeinschaft wichtig ist, dürfen persönliche Gründe gar nicht sichtbar werden und können daher in der Entscheidung auch nicht mit einbezogen werden.

  • Sexualität hat in der Kirche keinen Platz
Nicht nur für Priester auch für die Gemeinde – finde ich - gibt es wenig Platz für Sexualität. Es wird selten über Sexualität gesprochen und – meinem Empfinden nach - taucht eine seltsame Stimmung auf, wenn das der Fall ist. Da wenig darüber gesprochen wird kann ich auch nur mutmassen. Kann es sein, dass Sexualität nicht sein darf, weil dabei das Eigeninteresse zu wichtig ist? Oder hat Sexualität zuviel Sprengkraft – weil sie so sehr unterdrückt ist?
Und dabei bin ich mir sicher, dass für viele verheiratete Paare zahlreiche sexuelle Probleme auftreten – interessant, dass diese nie zum Thema am Gemeindewochenende geworden sind.
Seltsam ist auch die Einstellung der Kirche zum vorehelichen Sex. Ich bin der Meinung, dass mensch auf jeden Fall vorehelichen Sex haben sollte und bin auch der Meinung, dass es gut ist, in seiner Jugendzeit sich auf verschiedenste SexualpartnerInnen einzulassen (inklusive Schutz mit Kondom !). So haben die Jugendlichen die Möglichkeit, ohne die Tragweite einer ernsthaften Beziehung ihre sexuellen Wünsche und Vorlieben zu orten, um sich dann bewusst und freiwillig den/die richtige/n PartnerIn fürs Leben oder für einen Lebensabschnitt zu wählen.
Was ist das für eine komische Einstellung der Kirche zum Kondom? Einerseits hat die Kirche – wie ich gehört habe – Beteiligungen an Kondomfabriken und andererseits verbietet sie sie als Mittel zur Verhütung. Das ist ungefähr so wie wenn der Chef der österreichischen Tabakwerke Werbung fürs Nichtrauchen macht. Ich finde das nicht nur unglaubwürdig, sondern zutiefst arrogant und gemein.
Ich finde es absolut verantwortungslos, dass die oberen Etagen der Kirche gegen das Kondom wettern und am afrikanischen Kontinent deswegen Menschen an AIDS sterben. Allein schon dieses Thema regt mich so auf, dass ich dafür jedes mir zur Verfügung stehende Mittel nutzen würde – und der Kirchenaustritt ist da eine magere Variante dabei – um dagegen zu kämpfen.
Aber zurück zur Sexualität. Ich glaube, dass es enorm wichtig ist, dass in einer spirituellen Gemeinschaft eine Gesprächskultur über Sexualität installiert ist. Das fängt damit an, dass Kinder informiert werden, dass sie jedes Mal wenn sie Sex haben, auch schwanger werden können. Das geht weiter, dass über Probleme und Erfolge in der Sexualität gesprochen wird. Selbstbefriedigung darf nicht länger verteufelt werden, sondern ist – aus meiner Sicht – ein absolutes Muss um die eigene Sexualität kennenzulernen und zu nähren. Sexuelle Träume und Phantasien sollten ausgetauscht werden. Auch die sexuellen Spannungen, die innerhalb der Gruppe auftauchen kann, soll erlebt werden dürfen – mit allen Freuden und Leiden, die damit verbunden sein können.
Ich bin mir bewußt, dass das ein hohes Ideal ist und sehr schwer zu leben. Aber ich denke auch, dass es ein hohes „Ideal“ ist, seine Sexualität unter den Teppich zu kehren.

  • Aggression hat in der Kirche keinen Platz
Ha, und da sind wir nahtlos beim nächsten Thema angelangt und viele meinen, dieses Thema ist auch mit dem letzten unmittelbar verknüpft.
Seltsam ist, dass in den katholischen Gemeinden, die ich kenne, das Gut-sein ganz gross geschrieben wird. Das bedeutet, dass wenn ich auf jemanden angefressen bin, dies nicht zeigen darf. Der einzige, der da eine andere Meinung hat, ist Anselm Grün. Er ermutigt uns, diese Aggression anzusehen und zu sehen, was sie zu sagen hat.
Ich habe in katholischen Gemeinden erlebt, dass sich alle gut vertragen müssen und die persönlichen Interessen scheinbar in den Hintergrund rücken. Da aber Aggression aber eine Kraft ist, die die eigenen Interessen schützt, hat diese in katholischen Gemeinden keinen Platz.
Ich habe erlebt, dass die persönlichen Interessen in der Kirche nicht zu sehr sichtbar werden dürfen. Das bedeutet, dass die Argumentation immer über die Gruppe gemacht wird und nie über die persönlichen Vorlieben. Das heißt, es gewinnt derjenige, der besser argumentieren kann, dass das jetzt für die Gruppe am besten ist. Und mit dem selben Argument wird auch die Aggression besänftigt: „Beruhige dich, es ist ja das beste für die Gruppe“. Das Problem daran ist, dass Manipulation damit superleicht wird und total undurchsichtig bleibt, wer eigentlich was bestimmt. Diese Verschleierungstaktik ist ja auch Sinn und Zweck, weil damit der, der eigentlich die Fäden zieht, völlig unsichtbar bleibt. Aggression, die dann bei einer Niederlage in der Argumentation auftaucht, bleibt dann völlig ohne Richtung, weil ja nie klar ist, wer eigentlich bestimmt hat, dass die Entscheidung so gekommen ist.
Ich wünsche mir eine Gruppe, wo klar ist, wer was will. Damit kann ich auch auf jemanden angefressen sein, weil der/die am längeren Ast sitzt. Oder – noch besser – ich kann argumentieren und fragen, ob der Beschluß nicht so geändert werden kann, dass auch meine Bedürfnisse berücksichtigt werden können.
Das spannende an Aggression ist nämlich, dass sie zwar eine ungemein zerstörerische Kraft haben kann, aber auch eine ungemein konstruktive. Wenn ich das Potential einer Aggression in mir spüre und ihr eine Richtung geben kann, kann ich sie auch nutzen – z.B. um diesen Artikel zu schreiben oder zu meiner Chefin zu gehen und die letzte Entscheidung nochmals zu diskutieren.
Wenn ich die Aggression aber unterdrücke, wird mein Leben flach, dumpf und langweilig. Ich werde in Resignation versinken und meine Sexualität wird mit meiner Aggression begraben werden.
Ich werde zum Menschen werden, den man ideal – vielleicht sogar mit Hilfe von Idealen ;-)) - manipulieren kann. Und das sind wir dann – die Schäfchen des Papstes oder eines anderen Führers. So gesehen wirkt dann eine persönliche Entwicklung (oder deren Mangel) direkt in die politische Entwicklung eines Landes mit ein.
Ekstase hat in der Kirche wenig Platz (nur bei fff, aber da wird es dann plakativ)
Irgendwie spüre ich, dass alles, was ich empfinde, gebremst werden muss. Ich darf mich nicht zu sehr freuen, nicht zu sehr weinen, nicht zu laut sein, nicht zu schräg sein, nicht zu wild. Das ist bestimmt ein Phänomen, dass es in der Gesellschaft im allgemeinen auch gibt. Aber ich glaube, dass auf diese Regeln innerhalb der Kirche ganz besonders geachtet wird und diese auch in irgendeiner Art zum Ideal erhoben wird. Kirche könnte ein Ort sein, wo meine Impulse endlich einen Raum bekommen, weil eine Gemeinschaft vorhanden ist, die das aushält. Im Gegenteil findet sich eine Gemeinschaft, wo das noch verstärkt wird. Ich bekomme das Gefühl, ich muss noch mehr darauf achten als sonst, dass sich niemand durch meine Extreme gestört fühlt. Darum finde ich das Instrument „Dynamische Meditation“ viel spiritueller als so mancher Gottesdienst. Nur kurz zur Erklärung: Dynamische Meditation ist eine Meditation, wo es verschiedene Phasen gibt. In einer der Phasen kannst du deinen direkten Impulsen freien Lauf lassen: Lachen, weinen, schreien, sich am Boden wälzen, herumtollen, usw. In einer anderen Phase versuchst du deine Sexualität zu spüren und durch einen Hu-Laut nach aussen zu bringen. Eine sehr heilsame Sache – mittlerweile habe ich das bereits mehrmals ausprobiert.

  • Kirche versucht eine Gemeinsamkeit zu schaffen, die gar nicht da ist
Ich bin mittlerweile schon ziemlich allergisch gegen die „Wir“-Aussagen, die in der Kirche gemacht werden. Jetzt wo ich darüber nachdenke, habe ich das Gefühl, dass damit eine Gehirnwäsche gemacht wird, die bewirkt, dass alle sich vereint fühlen, obwohl sie es gar nicht sind. Mit Begriffen wie „Auferstehung“, „Jesus ist Gottes Sohn“, „Wir sind Kinder Gottes“ werden Begriffe geschaffen, die für alle Beteiligten im Grunde etwas anderes bedeuten. Weil sie aber so abstrakt sind, dass es dafür auch keine Worte gibt, wird man auch nie draufkommen, dass jeder eigentlich eine vollkommen andere Vorstellung davon hat.
Ich habe oft erlebt und es war immer ein tolles Erlebnis, dass ich mit anderen Menschen im Gespräch eine Gemeinsamkeit spüre, aber ich kann keine voraussetzen. z.B. „Wir wollen dich loben und preisen“. Woher soll der Priester wissen, dass ich, Werner, gerade eben Gott loben und preisen will? Vielleicht will ich ihm/ihr lieber in den Arsch treten – gerade eben. Oder ich will mit ihm/ihr Sex haben? Aber das ist ja schon wirklich richtig verboten - aber warum eigentlich?
Probleme werden oft schöngeredet und ich spüre, dass ich gewisse Probleme nicht spüren darf, weil sie den Prinzipien widersprechen. Damit werden die Probleme aber nicht gelöst, sondern nur verdrängt. Die Energie, die diese Probleme tragen, bleibt aber erhalten und tritt an anderen Orten auf (z.B. Gewalt in den Familien)
Ich bin vor allem gegen die Beschwichtigung allergisch. Wenn mich etwas aufregt, dann muss ich mich gleich wieder beruhigen und muss einsichtig sein. Weil wir ja alle so lieb und nett sind und ja immer einer Meinung und immer das gleiche wollen und an einem Strang ziehen. Wenn Menschen längere Zeit gemeinsam etwas tun – so gleich können sie gar nicht gemacht werden – werden sie unterschiedliche Interessen haben. Und dann ist Konflikt angesagt – vielleicht auch Streit und Macht. Und das ist gut so, weil nur so jeder sich selbst und den anderen spürt. Was ist dir so wichtig, dass du auf die Barrikaden gehst? Das ist sicher etwas was dich als Mensch definiert, wo du sichtbar wirst, wo ich dich lieben und hassen kann dafür.

Und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum in der Kirche soviel verschiedenes möglich ist. Dadurch, dass Abgrenzung in der Kirche einfach keinen Platz hat, ist einfach nicht klar, was die katholische Kirche eigentlich ist. Und das macht es auch für mich schwer, die Kirche als solche anzugreifen. Weil sie einfach so schwammig ist, dass alles möglich ist.


Mir ist es noch wichtig zu betonen, dass das hier meine persönlichen Erfahrungen sind und ich deswegen für mich entschieden habe, aus der Kirche auszutreten.
Die Kirche ist so weit gesteckt, dass auch unglaublich viel Gutes darin passiert und auch mir ist unglaublich viel Gutes in der Kirche geschenkt worden, dass ich nicht missen möchte.
Doch nun ist es an der Zeit, Abschied zu nehmen. Aber nicht von den Menschen, sondern von meinem Gefühl der bedingungslosen Zugehörigkeit oder Verpflichtetheit für die Ideale der Kirche.

Ich habe auch schon weitere Themen für folgende Artikel und hoffe, dass es bald wieder etwas Neues geben wird.

Bis zum nächsten Mal
Werner

Montag, 15. Januar 2007

Mut zur Sünde

Nach einer längeren Weihnachts- und Silvesterpause eröffne ich das neue Jahr wieder mit einer provokanten These.
Dass der Begriff der Sünde überholt ist, dürfte sogar schon manchen recht katholischen Leuten gedämmert sein.
Da höre ich dann Aussagen wie: "Als Mensch schafft man es halt nicht ohne Sünde zu sein". Stimmt, sonst wären die Menschen ausgestorben ;-) (Tut mir leid, ich kann einfach nicht ohne Emoticon sein.)
Ich bin der Meinung, dass mensch wohl ohne Sünde sein kann, aber daß das nicht seine Zielrichtung sein soll. Oder nicht seine alleinige. Oder zumindest nicht für jemanden, der allzu sündenfrei ist.
Ob wohl der Satz "Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein" (und mache sich damit erst recht zum Sünder) - so gemeint ist? Naja, man muss ja nicht gleich Steine werfen. Vielleicht sollte der Satz sein "Wer ohne Sünde ist (und das Gefühl hat, jemanden anderen dafür zu verurteilen), soll einfach anfangen selbst zu sündigen".
Und damit meine ich jetzt nicht so sehr die von der Kirche zur Sünde gemachte Sexualität. (Obwohl dass das Witzpotentials des Artikels vielleicht heben würde ;-) - autsch, wieder eins)
Jedes Prinzip, dass wir in uns tragen, kann zum Sündenprüfstein werden - auch das Sündigen, ha.
Natürlich ist meine Idee nicht völlig neu. Ich kenne den Slogan "Mut zur Lücke" und in der Musik ist es wohl dann am besten, wenn ein vorher vom Komponisten aufgestelltes Regelwerk einfach aus heiterem Himmel gebrochen wird - manche Komponisten erklären das dann mit Gott.
Ich sage es gibt dem ganzen Sinn (sin = engl. für Sünde) und macht es sinnlich (für mich hier ein Pseudonym für geil).
Vielleicht sollte man den Ablaßhandel wieder umdrehen und für eine Sünde belohnt werden oder Leute am Scheiterhaufen verbrennen, die allzu regeltreu sind. OK, jetzt bin ich ein bisschen zu weit gegangen - das erkläre ich jetzt als meine Sünde für den heutigen Tag. Das erinnert mich an die - den Pfadfindern immer nachgesagte - tägliche Gute Tat.
oder A Day without Sin(n) is a lost day.

Nun zu meinem zweiten Thema:
Ist es erlaubt, über gestorbene Leute etwas negatives zu sagen. Mittlerweile ist die Innenministerin Prokop ja schon über 2 Wochen tot - darf ich jetzt schon pietätlos sein?
Nein, eigentlich habe ich keine negative Erfahrung mit ihr gemacht, obwohl wenn ich mich mehr mit ihrem Wirken als Politikerin beschäftigt hätte - wie der Aktivist von "Asyl in Not" - hätte ich das sicher gemacht. Ich glaube, dass sie als Politikerin schon genug Gelegenheit gegeben hat, sich über sie zu ärgern. Sicher ist es dann den Verwandten gegenüber pietätlos, kurz nach ihrem Tod dem Ärger über sie freien Lauf zu lassen. Aber ich gestehe auch den NGO-Aktivisten auch ihre Sünden zu - nein, ich fordere sie dazu auf, auch mal gemein zu sein. Warum dürfen es nur rechtsextreme Politiker und miese Zeitungen sein - die pfeifen doch auch darauf, ob die Integrität einer Familie betroffen ist, wenn sie brisante Fotos veröffentlichen.

Durch den Aufschrei des NGO-Aktivisten war meiner Meinung nach sichergestellt, dass auch die Gegnerschaft der Politik Prokops und damit der fremdenfreundlichen Menschen im allgemeinen eine Stimme bekommen hat und Frau Prokop nicht nur als "liebe und nette Politikerin" unter die Erde gelangt ist.

Anderer Meinung? Wunderbar. Die Diskussion ist eröffnet.
Wünsche angenehmen Frühling
Werner

Dienstag, 19. Dezember 2006

Ist Weihnachten spirituell?

Liebe Leser!
Diesmal wird’s nicht ganz so lustig, dafür aber geht’s mehr rein ins Spirituelle oder was auch immer das ist. Und außerdem gibt’s als Weihnachtsgeschenk ein von mir gemaltes Bild. Als zu unserem praktischen Mac auch noch ein Grafiktablett geliefert worden ist, konnte ich einfach nicht anders, es ist quasi aus mir herausgesprudelt. Jetzt verstehe ich warum Grafiker lieber Macs haben – weil sie sich dann nicht mit all dem anderen Quargel herumärgern müssen. Einfach Grafikstift in die Hand nehmen und zeichnen. Na, wenn das keine Schleichwerbung ist ;-)

Nebel ist draussen, es ist dunkel, es ist einsame Nacht, es schnurrt nur mein Mac und sonst ist nichts zu hören. Ah, wie gut ist diese Stille – nichts – gar nichts ist mehr. Nichts bewegt sich – nichts tut sich. Alles still – sogar mein Atem.

Was ist spirituell?
Geister beschwören, überirdisch, so unglaublich gross, „und irgendwie war da so a Kraft“ (Ambros „Grossvater“), ein höherer Sinn im Leben, Leben mit allen Sinnen – ehrlich, echt, gnadenlos, am Boden sein, tief in mir selber verwurzelt sein, singen – gemeinsam und allein, om machen – chanten, heilen, freudig sein, Spässe treiben, einfach leben ohne viel denken, Sex haben – einfach so, sich ganz spüren, ganz in mir sein, im Augenblick sein, nichts bereuen(vgl. den gleichnamigen Film), sensibel sein, Fehler machen, spüren dass man auf dem richtigen Weg ist

Ist alles spirituell?
Nein, mein PC ist es nicht ;-), nicht einmal mein Mac ;-). Leben im Auto-Mode ist unspirituell. (vgl. Film „Click“).
Kann aufs Klo gehen spirituell sein? ;-)
Ist dann die Scheiße heilig? ;-) Das wäre eigenlich ein lustiges Schimpfwort: heilige Scheiße statt heiliger Strohsack oder heiliger BimBam ;-)

Gibt es einen spirituellen Automatismus? Was ist mit spirituellen Riten?
Ich finde spirituelle Riten gefährlich, weil da leicht der Auto-Mode einschaltet. Aber spirituelle Riten können auch helfen, so richtig in Schwung zu kommen – schwierig.
Vielleicht tut es gut, spirituelle Riten in regelmäßigen Abständen über Bord zu werfen und neu zu definieren. In Thailand beispielsweise gibt es bei den Bergvölkern ein spirituelles Tor und eine spirituelle Schaukel (was für die Erwachsenen, um ihre Teenagerzeit nachzuholen ;-)), die jedes Jahr neu gebaut wird. Das ist wahrscheinlich saumühsam, aber vielleicht wird es dann jedes Jahr ein neues Meisterwerk – oder es kann eines werden. Deswegen muß man wahrscheinlich auch das Adventgesteck oder die Faschingsdeko jedes Jahr neu machen ;-)
Meditationen leben ja von Ritualen, die man immer wieder macht um sich nicht mehr darauf konzentrieren zu müssen. Um sich richtig darin versenken zu können. Vielleicht ist das so ein wichtiges Element bei Spiritualität: das Versenken. Oder auch Hingabe genannt. Vielleicht erleben auch manche Workoholics beim Arbeiten eine Hingabe. Aber ich frage mich, ob dann die Erfüllung so richtig stattfinden kann. Naja, kommt bestimmt auf die Art der Arbeit an.
Aber ich habe schon öfters die Erfahrung gemacht, dass wenn man es schafft, in eine Sache völlig zu vertiefen – und das kann sogar mit dem Putzen funktionieren ;-) - ist das ein Erlebnis der anderen Art.
Aber dann muß ich wohl auch die Gegenfrage stellen: Warum klappt es nicht, alles mit völliger Hingabe zu machen? Gute Frage. Vielleicht zwingt uns die Welt und unsere eigenen Beschränkungen immer wieder zu Kompromissen und die Lust zur Hingabe schwindet.
Also könnte ich ein neues spirituelles Ziel formulieren: Hingabebeschränkungen überwinden – im außen wie im innen.
Nächste Frage: Ist Hingabe eine Zeitfrage? Braucht hingebungsvolles Putzen länger als schnell erledigtes?
Ich habe erfahren, daß es auch eine Hingabe für das Schnelle geben kann. Also spüren, wie schnell alles geht oder sich darin versenken und kreativ darin sein, Sachen schnell zu erledigen.

Was ist Advent?
Kerzen anzünden. Nachdenken. Geschichten lesen. Nachdenken. Reisig riechen. Punschhütte (und wieder der Alkohol ;-)). Zeit haben. Dunkelheit aufsaugen.

Wie ist das mit der Metallzeit? (Lt. der Lehre der Fünf Elemente ist dem Herbstzeit das Metall zugeordnet - eine Zeit in der die Natur stillsteht und aufs Längerwerden der Tage wartet)
Alles neu überdenken, abrechnen, kühl sein, gnadenlos, kalt, still, unbewegt, inne halten, reflektieren, abchecken was war und was sein soll, geisterfüllt, tiefgreifend, ehrlich, wahrhaftig.

Und was ist mit Weihnachten?
Geschenke, Baum, Schnee, Besinnliches, Lieder singen, essen, Familie(ndrama), gemeinsam sein

Geweihte Nacht, heiliger Abend?
Was heißt geweiht? Was ist heilig?
Klar, es geht um Jesus. Und es geht um was Kindliches. Es geht ums Schenken und Beschenkt werden. Es geht um Liebe, Zuneigung, Hingabe.
Schenken, beschenkt werden was tutiefst verletzliches – der Alltag eines Kindes – jeder Augenaufschlag kann von seiner Umgebung als Geschenk gesehen werden.
Schenken, beschenkt werden was zutiefst mächtiges – zugleich.
Ich kann im Schenken meine Macht und Überlegenheit ausspielen, ich kann im beschenkt werden Zuneigung erwidern oder ablehnen.

Es ist eigentlich verdammt schwer, zu Weihnachten freiwillig zu schenken. Ich spüre einen gewissen Schenkzwang (was für ein Wort).

Hier ist die absurde Situation:
Wenn ich jemanden nix zu Weihnachten schenk, dann kann der oder die das Gefühl kriegen, dass ich sie oder ihn nicht mag. Oder ich krieg das Gefühl, dass ich sie oder ihn nicht mag. Weil sonst hätt ich ja was gefunden (logisch, oder?). Oder aber ich bin so ein gemeiner Mensch, der sein Weihnachtsgeld einfach für mich und leiste mir dafür ein Thermenwochenende oder einen 10er Block bei meinem Gesangslehrer. Natürlich kann ich das Geld auch für sinnlose Geschenke ausgeben, die dann erst wieder auf der Gräulichparty landen oder zum Nachweihnachtsumtauschstress (ha, wieder so ein Wort, wo die Silbentrennung mit den Ohren schlackert ;-)) führen.

Aber warum muß es zu Weihnachten immer nur um die Geschenke gehen? Gibt es keine andere Möglichkeit, sich zu Weihnachten zu zeigen, daß man/frau sich gern hat.
Mir ist da so eine Idee gekommen, die ich aber noch nicht verraten möchte. Vielleicht findet sie ja der/die eine oder andere unter dem Christbaum ;-)

In diesem Sinne wünsche ich Euch liebevolle Weihnachten
Ich umarme euch
Werner

Dienstag, 5. Dezember 2006

Krampus und all die anderen dunklen Rituale des christlichen Abendlandes

Ausgangspunkt dieses Beitrags war ein Mittagsgespräch in meiner Arbeit über den Sinn oder Unsinn von Märchengeschichten wie „Christkind“ und „Nikolaus“ - ausgehend von dem angeblichen Verbot des Nikolo in den Kindergärten. Weltklasse lustiges Zitat aus derstandard.at „weil die Kinder - sinngemäß - vor ihm scheppern wie die Kluppensackerln“
Da musste ich wieder an meinen – damals noch nicht veröffentlichten – Blog denken und dachte mir, allein dieses Ausdrucks wegen würde es sich doch anbieten, darüber zu schreiben.
Nun muß ich feststellen, dass es in dem Artikel wohl doch in eine ganz andere Richtung gegangen ist – aber nicht minder interessanter – ich hoffe auch für euch.

Aus wikipedia.org:
Der Krampus ähnelt in seinem Aussehen grundsätzlich dem Teufel.

Das ist das einzige Mal im Jahr, dass der Teufel persönlich „auftritt“.
Nicht, dass ich so ein Teufelfan bin – ganz im Gegenteil. Aber irgendwie ist der Teufel mit dem „liebenden Gott“ irgendwie „aus der Mode“ gekommen.
Eigentlich komisch, wo ich doch im letzten Artikel quasi den personalen Gott versucht habe, abzuschaffen. Irgendwie ist es doch schwieriger davon loszukommen als ich dachte ;-)

Ich persönlich finde ja den Krampus fairer als den Nikolaus.
Der Krampus ist die Gewalt in Person und ihr darf man auch mit Gewalt und List begegnen. Der Nikolo scheltet einen und dann darf man sich nicht einmal richtig dagegen wehren oder dagegenreden. Man muss sich brav alles anhören und weiß – egal wie man sich aufgeführt hat – dass dann sowieso die Schoko wartet. Wobei ich ja – leider - eh nicht zu den Leuten gehört haben, die irgendetwas zu befürchten hatten...
Der Krampus hat da keinen Unterschied gemacht und hat auch auf mich eingedroschen, oder wenigstens so was in der Art. Oder – was vielleicht auch die interessantere Variante ist – wenn man selbst der Krampus ist, kann man endlich mal auf die Leute eindreschen, denen man immer schon mal etwas heimzahlen wollte. Das ist zwar nicht besonders nett, kann aber so manche Ungerechtigkeit aufheben und ist in diesem Rahmen vielleicht auch mit List und Tücke zu nehmen. Es ist vor allem erlaubt, sich gegen den Krampus zu wehren und es ist auch Teil des Spiels, den Krampus zu reizen. Aber – und da muss ich der Jugendstadträtin Laska rechtgeben – nicht für die Kindergartenkinder, die haben noch nicht die Möglichkeiten, sich zu wehren und fürchten sich wie – eh schon wissen – die Kluppensackerln. OK, aber nochmals zurück zu den Teenagern:

In wikipedia.org steht dazu:
Beim "Kramperltratzen" machen die Kinder der Gegend daraus eine Mutprobe, indem sie versuchen, die Krampusse zu reizen ("tratzen"), ohne "erwischt" oder geschlagen zu werden.

Das Destruktive nach vorne zu bringen, kann schon helfen, so manche Ungerechtigkeiten im Leben zu glätten – oder eher manche Seiten nach vorne zu bringen, die eigentlich „nicht sein dürfen“.
Ich hatte ja früher schon ein mal die Idee eines Depressionstags, ein Tag an dem die Depression quasi „zelebriert“ wird. Wobei gerade in Wien eigentlich die Depression eh schon quasi zur Volkskultur gehört. Da frage ich mich, wie das eigentlich die Leute in San Francisco machen, bei denen ja quasi – abgesehen vielleicht vom Frühnebel – immer gutes Wetter ist und man damit überhaupt keinen Grund für schlechte Laune hat. Da müsste es dann auch einen Festtag geben, wo man den ganzen Tag grantig sein muss.
Ein interessantes Konzept in diesem Zusammenhang ist ja auch der Fasching: Das ist so quasi der Joker, man kann von der/dem Prostituierten bis zur/zum PriesterIn, vom Tod und Teufel bis Engel und Heiligen quasi alles sein – und das eigentlich fast vier Monate lang. Wobei ich dabei immer noch nicht ganz kapiert habe, wie das dann mit der Adventzeit ist? Funkt die dann dazwischen? Was wäre wenn man sich am Heiligen Abend verkleiden würde mit dem Argument, dass doch Fasching ist? Das wäre doch superskuril, oder?
Ich meine, wenn man das so sieht, gehört die Nikolo und Krampus-Geschichte ja eigentlich zum Fasching.
Und was ist mit Hello-Wien (äh Halloween)? Da wird auch verkleidet obwohl überhaupt nicht Faschingzeit ist. Man könnte dieser Tage sogar meinen – vor allem da heute echt so überhaupt nichts Krampusmässiges los war – der Krampustag habe sich auf den Halloween-Tag verschoben.
Ist vielleicht ideologisch eh keine so schlechte Idee den Krampus vom Nikolo zu trennen. Aber was wird dann aus dem Nikolo? Naja, um die Sackerln am 6.Dezember wärs schon schad' (vor allem um die netten Süssigkeiten, die drinnen sind), aber die kann man ja für die Kluppen verwenden ;-)

Was anderes: Wenn ich so tippe, merke ich, dass ich eigentlich so schreibe wie die Sendung ohne Namen im ORF. Nur fehlen bei mir die sinnlosen Bilder dazwischen. Und vielleicht bin ich auch nicht ganz so zusammenhanglos (oder vielleicht doch- was meint ihr?).

Ja, und dann gibt es da noch den Sex, der – zumindest aus christlicher Sicht – auch der dunklen Seite zugerechnet wird (zumindest zum größten Teil ;-)). Gibt es dafür auch Rituale? Naja, da fällt mir nur der Kathreintanz ein oder der Kirtag, wo man den Mädls beim Tanzen näher kommen konnte. Aber so wirklich sexy ist das heute auch nicht mehr. Vielleicht noch Silvester, wo man jeden, den man trifft gleich küssen darf. Stimmt, das wäre natürlich schon so ein Freilos in diese Richtung. Gut das klassisch gefeiert Silvester hat vielleicht aber doch mehr von einer Art Rückbesinnung, was im Jahr passiert ist und gute Vorsätze machen (die man dann am nächsten Tag gleich brechen kann ;-)). Und – natürlich viel Alkohol saufen. Diese dunkle Seite habe ich noch nicht erwähnt, die hat bei jedem Fest praktisch Kultur und das in fast jeder Kultur (man beachte das Wortspiel ;-))
Warum gibt es eigentlich keinen Tag im Jahr, wo man und hoffentlich auch frau traditionell Strippoker spielt. (Heißt noch lange nicht, dass frau auch muß – es gibt ja auch andere Traditionen, die mensch auslassen kann). Oder mensch spielt Flaschendrehen. Für dieses Spiel gibt es nur die Tradition, dass mensch das in der Teenagerzeit spielt. Wenn man das verpasst hat (so wie ich), dann ist der Zug da wohl abgefahren.
Klingt so als müsste ich da wohl einiges nachholen. Vielleicht sollte dieses Forum zum Teenager-Nachhol-Forum werden. Aber spirituell, wenn ich bitten darf - sonst muss ich noch das Forum umtaufen ;-)

Natürlich gibt es da noch die Swingerclubs, wo man vielleicht das eine oder andere nachholen kann (denk ich mir halt). Aber spielt man da Flaschendrehen? Kann da jemand mit Erfahrungsberichten aufwarten? Oder ist das dann doch zu kindisch oder zu gefährlich oder doch zu gewagt?
Natürlich wäre das auch so eine Möglichkeit für eine Tradition. Praktisch als Alternative zum Wirtshaus, einmal im Monat in den Swingerclub ;-))
Lustig stell ich mir auch so ein Abo vor. So statt Theaterkarten. OK, ich hör ja schon auf ;-))
Ein interessantes Konzept sind ja auch diese Käfige in Diskos(?), wo Leute darin Sex haben „dürfen“. Leider erinnere ich mich nur mehr dunkel an Erfahrungsberichte aus fünfter Hand (das gehört wohl zu den Dingen, die man einfach nicht aus erster Hand wissen darf, vielleicht so wie die Berichte von den Swingerclubs;-)), vermutlich konnte man den dann doch nicht einsehen, das wär vielleicht sogar für die Disko zu steil. Auch praktisch eine Tradition für Sex. Bei den Indianern (glaub ich) gibt es ja auch ein eigenes Zelt, wo frisch verheiratete reingehen können um dann miteinander Sex zu haben. Wenn Sex dann allerdings nur mehr dort Sex stattfinden darf (ähnlich dem love shaking house in Thailand), ist der Raum in dem man sich bewegen kann dann doch ein bissl eng, find ich (auch wenns ein grosses Haus ist ;-)). Ein bissl erinnert mich das an love lane aus den 70erJahre Musicals (Grease und co).

OK, wieder zurück zum Alkohol – zu dem gibt es in Österreich aus erster Hand mehr zu berichten. (Ob man darauf stolz sein kann? Warum nicht? Ich war schon mal auf die österreichische Polizei stolz – also dann sollte das doch kein Problem mehr sein ;-))
Also, bemerkenswert am Alkohol ist, dass er mit all seiner dunklen Macht – und die kann man an den zahllosen Alkoholleichen eindeutig abmessen - in allen Traditionen verankert ist. Vom Meßwein bis hin zum Besäufnis zu Silvester ist er immer dabei und hat ständig Saison. Und das witzige ist daran auch, dass er den anderen „dunklen“ oder sagen wir besser „unterdrückten“ Mächten nach vorne hilft. Im Alkohol geht die Striporgie oder der One-night-stand viel leichter von der Hand. Viele kippen im Alkohol auch leicht zur Aggression, den ich dort überhaupt nicht gut aufgehoben finde. Da sollte es eher noch mehr Krampusfeste geben, wo man sich mit der Rute ein bisschen ausleben kann. Und auch das Verkleiden und in andere Rollen schlüpfen klappt im Alkohol besser. Natürlich kann er und auch andere Rauschmittel auch die „hellen“ Mächte hervorzaubern (So wie manche das Gefühl haben, bei Haschräuschen fliegen zu können – dieses Szenario wurde in unserer Familie immer als Horrorszenario des Hasch erzählt ;-)). Natürlich kann Alkohol auch freudige Seite nach vorne bringen. Beschwingte Gefühle von Leichtigkeit und Lebenslust und das Ablegen von anderen Zwängen (in vino veritas – im Wein liegt die Wahrheit) sprechen für den Alkohol.
Aber – Gott sei Dank – (oops da ist er wieder – der personale Gott ;-)) kann durch den Alkohol ja nur das aus mir raus, was irgendwie in mir drin ist (so wie beim Kotzen danach ;-)).

Nun frage ich mich wohl, was mit Menschen passiert, die diese Traditionen – sei es der Wein, Rute oder die Diskozelle - nicht als Gelegenheit für den Ausdruck der eigenen dunklen Seite wahrnehmen. Was machen die? Schreiben die dann so einen Blog? ;-))
Das muß wohl so sein, wie wenn man immer nur ißt und nie aufs Klo rennt. Irgendwann platzt man oder man wird einfach blad oder beides. Vielleicht hat man dann auch weniger Hunger – irgendwann. Und muss dann auch nimmer so oft aufs Klo – auf dass man ja nicht geht ;-))
Vielleicht schafft man es dann ja auch soweit überhaupt ohne Essen auszukommen – dann muss man auch nimmer aufs Häusl.
Blöd ist nur, wenn man dann bei der Mitzitant eingeladen ist und die darauf besteht, dass man ihren Apfelstrudl isst, weil sonst ist sie stockbeleidigt ;-))
Platzt dann der Bauch oder kommts dann aus der falschen Kehle raus?
Verüben solche Menschen dann einfach aus heiterem Himmel ein Massaker oder vergewaltigen sie Frauen oder Kinder oder schlagen diese?
Gesündere Traditionen – die auch mehrmals im Jahr erlaubt sind - bieten da andere Religionsgemeinschaften. So habe ich von einer dynamischen Meditation gehört – vielleicht sollte ich die mal ausprobieren und dann hier berichten – aus erster Hand ;-) - , die aus verschiedensten Phasen besteht und eine davon ist, völlig wild herumzutollen und alles herauszuschreien und auszuleben was kommt. Dies dauert eine Zeitlang und ist dann gefolgt von einer Ruhephase. Aber Details dazu, wenn ich mehr weiß.
Ich persönlich habe ja aus dem selben Grund mit Kickbox-Aerobic begonnen. Ich find das eine feine Art, ein bisschen was vom Aggressionstapel abzuarbeiten, der sich so in meinem Leben bisher angesammelt hat.
Vielleicht sollte ich für die Leute, die mich nicht so gut kennen an dieser Stelle hinzufügen, dass ich meine Aggressionen gut im Griff habe, aber vielleicht eine Anlage dazu besitze, Aggression nicht so sehr nach außen zu tragen, aber daran arbeite (auch durch diesen Blog ;-))

Ich wünsche euch, dass ihr den heutigen Krampus genutzt habe (ich hab das Kickbox-Aerobic dazu verwendet), die Rute auszupacken und eurem Ärger ein bisschen Luft zu machen. Wenn nicht hoffe ich, dass ihr irgend einen anderen Weg findet. Und wenn ihr das nicht braucht, könnt ihr euch bestimmt auf den morgigen Nikolo und das Kluppensackerl ;-) freuen. Ich hoffe nur die Schelte bleibt aus oder der Nikolo läßt sich auch was zurücksagen.

Ansonsten hoffe ich, dass mir bald wieder was einfällt und wir uns so wieder lesen können.

Bis bald
Werner
P.S. Hab ichs also doch noch am Krampustag geschafft, ha.
P.P.S. Neues Thema fürs nächste Mal "Was ist eigentlich spirituell? Ist das, was ich da mache überhaupt spirituell oder einfach nur gnadenlos (gottes)lästernd oder teenagig?"
Ich plane ihn noch im Advent - mal schaun ob mir auch das gelingt.

Donnerstag, 30. November 2006

Liebender Gott - ein Fehlkonzept?

Im ersten Artikel gehe ichs gleich hurtig an und hau mich voll in die Materie. Irgendwie habe ich mich so gefragt, ob das Konzept des "liebenden Gottes", der in der etwas moderner ausgerichteten Kirche (die auch schon vor hundert Jahren an den Kopernikus und all die anderen Physiker geglaubt haben ;-)) nicht auch gewissermassen etwas forderndes hat, also ob dieses Konzept bedeutet, dass ich immer lieb und nett sein muss (für die wahre Liebe darfs und wirds leider nicht reichen - mensch ist ja nicht Gott ;-))

Gott - eine Kraft, die immer perfekt ist und immer da ist. Die geht mir vielleicht auch mal auf die Nerven. Ist Gott eigentlich auch mal böse auf mich, will er Sex haben oder ist das was rein Menschliches?
All die Konzepte von Gerechtigkeit, Fairness sind mit Sex und Aggression nicht mehr haltbar.
Ich will mit der einen Person Sex haben, mit der anderen nicht – das kann nicht fair sein.
Oder Gott will mit allen Sex haben, aber vielleicht will ich grad nicht.
Was ist wenn ich will, daß Gott auf mich böse ist? Wenn er nicht aggressiv ist, kann ich das nie erreichen. Kann mich Gott überhaupt lieben, wenn er nicht auf mich böse sein kann?
Und – wenn er doch auf mich böse ist – verflucht er mich dann oder schickt mich in die Hölle oder sendet Blitze? ;-)
Also wenn es zu einer Form von Beziehung kommen soll, muss es auch Interaktivität geben. Ich mache etwas – er reagiert. Und er macht etwas und ich reagiere. Aber da er vom Prinzip wegen über mir steht und ich ihn niemals erreichen kann oder sogar übertrumpfen kann, wird die Beziehung immer unbalanciert bleiben.
Oder was ist wenn ich doch mal gleich gut oder sogar besser bin als Gott? Was wäre das dann für ein Gott? Eher so ein römischer/griechischer Gott, dessen Position die heutigen Klatschmeldungen der Adeligen übernehmen.
Ist eine Beziehung zu einem Geschöpf interessant, das immer schlauer ist als ich, den man nie an der Nase herumführen kann? Den man nie bescheißen kann oder auch nicht betrügen oder austricksen kann. Vor dem kann ich mich auch nicht verstecken, kann niemals einen Abstand haben. Das heißt er ist durch seine Präsenz eigentlich immer zu nahe und ich muß eigentlich ständig auf ihn aggressiv sein oder ihn einfach resigniert ignorieren.
Er weiß immer was für mich gut und richtig ist und ist immer da, wenn ich ihn brauche. Aber es gibt keine Möglichkeit für ihn da zu sein. Völlig ungerecht und gemein!
Aja und wie siehts mit Sex aus? Ist Gott sexy?
Kann ich mit Gott Sex haben? Oder ist er immer dabei, wenn ich Sex habe (vor die Tür schicken geht ja nicht, wie wir vorher gesehen haben). Also schaut er immer zu, sogar wenn ich mich selbst befriedige oder ist immer als dritter dabei, wenn ich mit jemand anderen schlafe. Was für ein seltsames Gefühl.
Vielleicht gibt er dann noch gut gemeinte Tips auch noch. Die kann ich in der Situation schon überhaupt nicht brauchen ;-)
Ich meine, manchmal ist die Idee von Gruppensex ja spannend, aber irgendwie gibt es ja nicht die Gelegenheit, mit Gott selbst Sex zu haben also ist das irgendwie gemein. Die einzige Möglichkeit ist wiederum, ihn einfach zu ignorieren und ihn dann wieder hervorzuholen, wenn ich ihn brauche.
Puh, das ist aber auch nicht die Art von Beziehung, die ich mir vorstelle.
Umso mehr ich darüber nachdenke, um so mehr führt sich das Prinzip eines personalen Gottes für mich eigentlich ad absurdum.
Also wenn es einen Gott gibt, dann kann das wohl nur so eine Kraft sein, an die man anzapfen kann, wenn man möchte. Und ich glaub, dass diese Kraft Entwicklungen von mir unterstützen möchte, aber vielleicht ergeben sich dann die selben Probleme wie oben beschrieben.
Irgendwie finde ich es natürlich immer noch sehr schade, den personalen Gott über den Haufen zu werfen. Weil der positive Aspekt, nämlich das ich weiß, daß jemand immer für mich da ist, wenn ich ihn oder sie brauche, hat schon etwas Nettes.
Aber vielleicht hat es auch etwas Gesundes, dieses Gefühl des völligen Alleinseins zu spüren und des Wissens, daß ich mir selbst das Gefühl geben kann, für mich da zu sein und für mich zu sorgen. Oder ich frage meine Freunde danach. Die kann ich dann nämlich guten Gewissens nach Hause schicken, wenn ich nicht will, daß mir jemand beim Sex über die Schulter guckt ;-)

Also vorerst mal Ade für den personalen Gott, mal sehen was sich dann daraus ergibt.

Den nächsten Artikel hab ich auch schon: Da gehts um Nikolo und Krampus und ich hoffe, dass ich es zeitlich so schaffe, dass es pünktlich zum Ereignis erscheint.
Also dranbleiben - und nicht vergessen - zurückschlagen ;-)

Spirituelle Grüsse
Werner
P.S. Oder sollte ich Lebendige Grüsse schreiben
oder lebende Grüsse
oder Grüsse des noch lebenden ;-)

Mittwoch, 29. November 2006

Willkommen in meinem neuen Blog

Hallo liebe LeserInnen!

Habe wieder mal Lust aufs Schreiben bekommen (vielleicht, weil das auf dem neuen Macbook so superleicht von den Fingern geht ??? ;-)) und gleich darauf ist es nur so aus mir herausgesprudelt.

Besonders interessiert haben mich dabei spirituelle Themen, die ich - wie ich wie schon in Pfadfinderzeitungszeiten (was für ein Wort !!!;-)) immer kritisch, oft ein bisschen wirr, aber nicht ohne den nötigen Biss und auch etwas derben Humor zu bearbeiten versuche.

Nur habt ihr diesmal die einfache und anonyme (?) Möglichkeit, zurückzuschlagen. Ihr müsst die von mir produzierten Worte nicht kommentarlos hinnehmen, sondern könnt eurer Kritik und auch eurem Lob (besonders gern gesehen ;-)) freien Lauf lassen. (Ebenso wie der anonyme Brief an unsere Pfadfinderzeitungsredaktion mit den sexuellen Anspielungen - aber dazu ein anderes Mal mehr dazu ;-))

Ich möchte nochmals darauf hinweisen, daß es nicht meine Absicht ist, die spirituellen Gefühle von anderen Menschen zunichte zu machen. Aber was mir wohl ein Anliegen ist, ist alte Gewohnheiten zu hinterfragen und zu erneuern (auch oder vor allem in mir). Mag sein, daß ich da manchmal verletzend sein kann - aber auch da wiederum die Bitte, sich bei mir zu beschweren. Andererseits ist vieles (nicht alles) in meinem Blog auch witzig gemeint und sollte auch mit der nötigen Leichtigkeit und einem Mut zum Humor gelesen werden.

In diesem Sinne:

Viel Spass beim Lesen!
Werner
P.S. Über die Regelmäßigkeit der Artikel übernimmt der Autor dieser Seite keine Verantwortung (wer dranbleiben will, sollte den RSS-Feed verwenden - helfe euch gerne beim Einrichten)
P.P.S. Wenn auch wer anderer sich berufen fühlt (oder einen neuen Laptop hat ;-)) ist er/sie gerne eingeladen, auch Artikel zu schreiben - nur heraus damit, es befreit ;-)