Dienstag, 19. Dezember 2006

Ist Weihnachten spirituell?

Liebe Leser!
Diesmal wird’s nicht ganz so lustig, dafür aber geht’s mehr rein ins Spirituelle oder was auch immer das ist. Und außerdem gibt’s als Weihnachtsgeschenk ein von mir gemaltes Bild. Als zu unserem praktischen Mac auch noch ein Grafiktablett geliefert worden ist, konnte ich einfach nicht anders, es ist quasi aus mir herausgesprudelt. Jetzt verstehe ich warum Grafiker lieber Macs haben – weil sie sich dann nicht mit all dem anderen Quargel herumärgern müssen. Einfach Grafikstift in die Hand nehmen und zeichnen. Na, wenn das keine Schleichwerbung ist ;-)

Nebel ist draussen, es ist dunkel, es ist einsame Nacht, es schnurrt nur mein Mac und sonst ist nichts zu hören. Ah, wie gut ist diese Stille – nichts – gar nichts ist mehr. Nichts bewegt sich – nichts tut sich. Alles still – sogar mein Atem.

Was ist spirituell?
Geister beschwören, überirdisch, so unglaublich gross, „und irgendwie war da so a Kraft“ (Ambros „Grossvater“), ein höherer Sinn im Leben, Leben mit allen Sinnen – ehrlich, echt, gnadenlos, am Boden sein, tief in mir selber verwurzelt sein, singen – gemeinsam und allein, om machen – chanten, heilen, freudig sein, Spässe treiben, einfach leben ohne viel denken, Sex haben – einfach so, sich ganz spüren, ganz in mir sein, im Augenblick sein, nichts bereuen(vgl. den gleichnamigen Film), sensibel sein, Fehler machen, spüren dass man auf dem richtigen Weg ist

Ist alles spirituell?
Nein, mein PC ist es nicht ;-), nicht einmal mein Mac ;-). Leben im Auto-Mode ist unspirituell. (vgl. Film „Click“).
Kann aufs Klo gehen spirituell sein? ;-)
Ist dann die Scheiße heilig? ;-) Das wäre eigenlich ein lustiges Schimpfwort: heilige Scheiße statt heiliger Strohsack oder heiliger BimBam ;-)

Gibt es einen spirituellen Automatismus? Was ist mit spirituellen Riten?
Ich finde spirituelle Riten gefährlich, weil da leicht der Auto-Mode einschaltet. Aber spirituelle Riten können auch helfen, so richtig in Schwung zu kommen – schwierig.
Vielleicht tut es gut, spirituelle Riten in regelmäßigen Abständen über Bord zu werfen und neu zu definieren. In Thailand beispielsweise gibt es bei den Bergvölkern ein spirituelles Tor und eine spirituelle Schaukel (was für die Erwachsenen, um ihre Teenagerzeit nachzuholen ;-)), die jedes Jahr neu gebaut wird. Das ist wahrscheinlich saumühsam, aber vielleicht wird es dann jedes Jahr ein neues Meisterwerk – oder es kann eines werden. Deswegen muß man wahrscheinlich auch das Adventgesteck oder die Faschingsdeko jedes Jahr neu machen ;-)
Meditationen leben ja von Ritualen, die man immer wieder macht um sich nicht mehr darauf konzentrieren zu müssen. Um sich richtig darin versenken zu können. Vielleicht ist das so ein wichtiges Element bei Spiritualität: das Versenken. Oder auch Hingabe genannt. Vielleicht erleben auch manche Workoholics beim Arbeiten eine Hingabe. Aber ich frage mich, ob dann die Erfüllung so richtig stattfinden kann. Naja, kommt bestimmt auf die Art der Arbeit an.
Aber ich habe schon öfters die Erfahrung gemacht, dass wenn man es schafft, in eine Sache völlig zu vertiefen – und das kann sogar mit dem Putzen funktionieren ;-) - ist das ein Erlebnis der anderen Art.
Aber dann muß ich wohl auch die Gegenfrage stellen: Warum klappt es nicht, alles mit völliger Hingabe zu machen? Gute Frage. Vielleicht zwingt uns die Welt und unsere eigenen Beschränkungen immer wieder zu Kompromissen und die Lust zur Hingabe schwindet.
Also könnte ich ein neues spirituelles Ziel formulieren: Hingabebeschränkungen überwinden – im außen wie im innen.
Nächste Frage: Ist Hingabe eine Zeitfrage? Braucht hingebungsvolles Putzen länger als schnell erledigtes?
Ich habe erfahren, daß es auch eine Hingabe für das Schnelle geben kann. Also spüren, wie schnell alles geht oder sich darin versenken und kreativ darin sein, Sachen schnell zu erledigen.

Was ist Advent?
Kerzen anzünden. Nachdenken. Geschichten lesen. Nachdenken. Reisig riechen. Punschhütte (und wieder der Alkohol ;-)). Zeit haben. Dunkelheit aufsaugen.

Wie ist das mit der Metallzeit? (Lt. der Lehre der Fünf Elemente ist dem Herbstzeit das Metall zugeordnet - eine Zeit in der die Natur stillsteht und aufs Längerwerden der Tage wartet)
Alles neu überdenken, abrechnen, kühl sein, gnadenlos, kalt, still, unbewegt, inne halten, reflektieren, abchecken was war und was sein soll, geisterfüllt, tiefgreifend, ehrlich, wahrhaftig.

Und was ist mit Weihnachten?
Geschenke, Baum, Schnee, Besinnliches, Lieder singen, essen, Familie(ndrama), gemeinsam sein

Geweihte Nacht, heiliger Abend?
Was heißt geweiht? Was ist heilig?
Klar, es geht um Jesus. Und es geht um was Kindliches. Es geht ums Schenken und Beschenkt werden. Es geht um Liebe, Zuneigung, Hingabe.
Schenken, beschenkt werden was tutiefst verletzliches – der Alltag eines Kindes – jeder Augenaufschlag kann von seiner Umgebung als Geschenk gesehen werden.
Schenken, beschenkt werden was zutiefst mächtiges – zugleich.
Ich kann im Schenken meine Macht und Überlegenheit ausspielen, ich kann im beschenkt werden Zuneigung erwidern oder ablehnen.

Es ist eigentlich verdammt schwer, zu Weihnachten freiwillig zu schenken. Ich spüre einen gewissen Schenkzwang (was für ein Wort).

Hier ist die absurde Situation:
Wenn ich jemanden nix zu Weihnachten schenk, dann kann der oder die das Gefühl kriegen, dass ich sie oder ihn nicht mag. Oder ich krieg das Gefühl, dass ich sie oder ihn nicht mag. Weil sonst hätt ich ja was gefunden (logisch, oder?). Oder aber ich bin so ein gemeiner Mensch, der sein Weihnachtsgeld einfach für mich und leiste mir dafür ein Thermenwochenende oder einen 10er Block bei meinem Gesangslehrer. Natürlich kann ich das Geld auch für sinnlose Geschenke ausgeben, die dann erst wieder auf der Gräulichparty landen oder zum Nachweihnachtsumtauschstress (ha, wieder so ein Wort, wo die Silbentrennung mit den Ohren schlackert ;-)) führen.

Aber warum muß es zu Weihnachten immer nur um die Geschenke gehen? Gibt es keine andere Möglichkeit, sich zu Weihnachten zu zeigen, daß man/frau sich gern hat.
Mir ist da so eine Idee gekommen, die ich aber noch nicht verraten möchte. Vielleicht findet sie ja der/die eine oder andere unter dem Christbaum ;-)

In diesem Sinne wünsche ich Euch liebevolle Weihnachten
Ich umarme euch
Werner

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